Verbindlichkeit
Unter einer Verbindlichkeit versteht man die Verpflichtung seitens eines Unternehmers gegenüber Kunden oder Lieferanten. In der Regel besteht eine solche Verbindlichkeit in finanzieller Form, aber auch andere Leistungen sind möglich. Das Gegenteil der Verbindlichkeit ist die sogenannte Forderung.
Welche Merkmale hat eine Verbindlichkeit?
Das wesentliche Merkmal der Verbindlichkeit ist, dass der Schuldner, also der Unternehmer, eine vereinbarte Gegenleistung zu einer schon vollzogene Leistung des Kunden oder Lieferanten, also des Gläubigers, bisher nicht erbracht hat. Sollte die Gegenleistung zum gleichen Zeitpunkt wie die Leistung erbracht werden, beispielsweise das Bezahlen mit Bargeld an der Kasse, so handelt es sich dabei nicht um eine Verbindlichkeit.
Wie entsteht eine Verbindlichkeit?
Im Folgenden ein Beispiel dafür, wie eine Verbindlichkeit entstehen kann: Ein Unternehmer bestellt am 13. Juli 2015 Produkte im Wert von 1000 Euro. Diese Produkte werden sofort geliefert. Die Rechnung wird jedoch erst zwei Wochen später bezahlt. Also gibt es für zwei Wochen eine Verbindlichkeit gegenüber dem Lieferanten seitens des Unternehmers.
Die Verbindlichkeit und die Bilanz
Sämtliche Verbindlichkeiten, welche ein Unternehmer hat, werden im Rahmen der sogenannten doppelten Buchführung als gemeinsame Posten aufgeführt, wofür die Bilanz genutzt wird. Es erscheint dort also ein Posten mit dem Namen „Verbindlichkeiten“ auf der Passivseite der Bilanz.
Die Gliederung sieht aus wie folgt:
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Es handelt sich dabei um die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden und Lieferanten.
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten: Diese entstehen zum Beispiel, wenn Kredite oder Darlehen aufgenommen werden
- Erhalten Anzahlungen auf Bestellungen: Wenn ein Unternehmen eine Anzahlung für eine Bestellung eines Kunden erhält, handelt es sich um eine solche Verbindlichkeit.
- Anleihen: Wenn ein Unternehmen Anleihen herausgibt, geht es Verbindlichkeiten ein.
- Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen: Diese entstehen durch geschäftliche Beziehungen wie es sie zwischen Tochter- und Mutterunternehmen gibt
- Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel
- Verbindlichkeiten gegen Unternehmen im Beteiligungsverhältnis: Es handelt sich dabei um Verpflichtungen gegen Unternehmen, welche anteilig eine Beteiligung am eigenen Unternehmen haben
- Sonstige Verbindlichkeiten: Hierhin gehören sämtliche Verbindlichkeiten, welche in die anderen Kategorien nicht passen
Der Unterschied zwischen einer Rückstellung und einer Verbindlichkeit
Eine Verpflichtung fällt immer dann unter die „Verbindlichkeiten“, wenn Zeitpunkt und Höhe bekannt sind. Ist das nicht der Fall, werden Verbindlichkeiten auch als Rückstellungen bezeichnet. Dazu gehören zum Beispiel Pensionen, bei denen der Auszahlungszeitpunkt sowie die Höhe noch nicht bekannt ist.
Was sind Rückstellungen?
Sämtliche Verbindlichkeiten, welche in ihrem Bestehen, ihrem Zeitpunkt oder ihrer Höhe noch nicht sicher definiert werden können, werden Rückstellungen genannt. Häufig werden Rückstellungen mit Rücklagen verwechselt, was jedoch etwas völlig anderes ist. Rücklagen sind keine Verbindlichkeiten, sondern Eigenkapital, also finanzielle Reserven.
So werden Rückstellungen gebildet
Bei Verbindlichkeiten sind sowohl die Fälligkeit, die Höhe als auch der Grund bekannt. Bei Rückstellungen ist zumindest einer der Parameter nicht bekannt. Trotzdem sind Rückstellungen wie Verbindlichkeiten auch Schulden eines Unternehmens, weshalb sie zum Fremdkapital gehören. Logisch, dass die Bildung den Unternehmensgewinn mindert.
Die Rückstellungsarten beim Handelsrecht
Im Handelsrecht ist exakt festgelegt, welche Rückstellungen für welche Verbindlichkeiten gebildet werden dürfen. Zum Beispiel:
Schuldrückstellungen
Die Schuldrückstellung lässt sich unterteilen in
- Ungewisse Verbindlichkeiten: Hierbei handelt es sich um sämtliche Verbindlichkeiten, welche ungewiss bezüglich ihrer Fälligkeit, ihrer Höhe und ihres Eintritts sind.
- Drohverlustrückstellungen: Es ist auch erlaubt, für drohende Verluste Rückstellungen zu bilden.
Rückstellungen und die Bilanz
Im Rahmen der Bilanz finden Rückstellungen von den gewöhnlichen Verbindlichkeiten eine klare Unterscheidung. Dennoch zählen beide zum Fremdkapital und gehören auf die Passivseite der Bilanz.
Die doppelte Buchführung
Es wurde kurz auf die doppelte Buchführung eingegangen, bei der unter anderem eine Bilanz gebildet wird. Deshalb im folgenden noch einige Worte zu diesem Thema: Bei der doppelten Buchführung handelt es sich um ein System in der kaufmännischen Buchführung, bei dem es um die Erfassung von Geschäftsvorfällen in doppelter Weise geht. Daher kommt auch der Name der doppelten Buchführung. In der Buchführung gibt es außerdem noch die einfache Buchführung, um die es hier aber nicht geht.
Verpflichtung zur doppelten Buchführung
In der Bundesrepublik Deutschland sind hier das HGB sowie das GoB zu beachten. Das HGB verpflichtet alle Kaufleute zur doppelten Buchführung und außerdem gewerbliche Unternehmer, die einen Jahresumsatz von mindestens 600.000 Euro bzw. einen Jahresgewinn von über 60.000 Euro haben. Hier darf auch die AO beachtet werden.
Die Grundlagen der doppelten Buchführung
Die Grundlage dieser Art der Buchführung ist die Bilanz, weshalb an dieser Stelle auch näher darauf eingegangen wird. Immer am Anfang und später am Ende eines jeden Geschäftsjahres wird sie erstellt, sie zeigt die Finanzsituation von Unternehmen. Es gibt in der Bilanz eine Aktiv- sowie eine Passivseite, die Verbindlichkeit gehört in die Passivseite, weil es sich um Fremdkapital handelt. Das wurde bereits erwähnt. Die aktive Seite beschreibt die Vermögensverwendung, die Passivseite also die Vermögensherkunft.
Die Bestandskonten sind die kleinste Einheit einer Bilanz, welche ebenfalls in eine Aktiv- und eine Passivseite unterteilt sind; die Benennung und auch die Gliederung erfolgt häufig nach bestimmten Kontenplänen.
Verbindlichkeiten gemeinhin auch Schulden
Im gängigen Sprachgebrauch kann man die Verbindlichkeiten auch einfach als Schulden bezeichnen. Es geht also darum, dass jemand einem anderen für eine Leistung noch keine Gegenleistung erbracht hat. Wie bereits erwähnt, muss es sich dabei nicht unbedingt um eine finanzielle Gegenleistung handeln. So werden Verbindlichkeiten im Schuldrecht als die Verpflichtung bezeichnet, die der Schuldner gegenüber einem Gläubiger hat. Während der Schuldner Verbindlichkeiten hat, hat der Gläubiger gleichzeitig Forderungen, indem er noch etwas bekommt, was er bisher nicht erhalten hat.
Zusammenfassung zum Thema Verbindlichkeit
Unter Verbindlichkeiten versteht man die Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber Kunden oder Lieferanten. Meistens sind diese finanzieller Natur, aber auch andere Leistungen können darunter fallen. Das Gegenteil von Verbindlichkeiten sind Forderungen.
Eine Verbindlichkeit entsteht, wenn ein Unternehmer eine vereinbarte Gegenleistung noch nicht erbracht hat, wie z.B. bei unbezahlten Rechnungen. Alle Verbindlichkeiten eines Unternehmens werden in der Bilanz auf der Passivseite erfasst.
Ein Beispiel: Bestellt ein Unternehmer Produkte, die sofort geliefert, aber erst später bezahlt werden, entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber dem Lieferanten.
Verbindlichkeiten unterscheiden sich von Rückstellungen. Rückstellungen werden gebildet, wenn Zeitpunkt oder Höhe einer Verbindlichkeit ungewiss sind. In der doppelten Buchführung werden alle Geschäftsvorfälle erfasst und Verbindlichkeiten klar dokumentiert.
In der Praxis können Verbindlichkeiten als Schulden betrachtet werden, die der Schuldner gegenüber dem Gläubiger hat. Der Gläubiger hat in diesem Fall Forderungen, die er noch nicht erhalten hat.