Buchwert
Der Begriff „Buchwert“ kann in unterschiedlichsten wirtschaftlichen Zusammenhängen fallen. Sei es rund um das Thema des Aktienhandels oder auch bei Unternehmensbewertungen. Wir betrachten in diesem Beitrag die verschiedenen Aspekte und zeigen dir, welche Bedeutung der Buchwert für dein Unternehmertum haben kann.
Was ist ein Buchwert?
Im unternehmerischen Sinn ist der Buchwert jener Wert, der sich aus der Summe aller Vermögenswerte des Unternehmens (Sachanlagen, Finanzanlagen, etc.) dar, wobei entsprechende Zu- und Abschreibungen berücksichtigt werden müssen und auch die Schulden des Unternehmens in die Bewertung einfließen.
Im Aktienhandel wird der Buchwert des Unternehmens gerne in Relation zum tatsächlichen derzeitigen Aktienkurs gesetzt. Daraus ergibt sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis, wobei wir auf dessen Aussagekraft noch im Detail eingehen werden.
Buchwert von Aktien – Definition
Bei Aktiengesellschaften wird der Buchwert des Unternehmens mit dem Aktienkurs verglichen. Zeigt das Verhältnis, dass die Aktien unter dem Buchwert liegen, so stellt das typischerweise ein Kaufsignal dar, denn eine Unterbewertung der Aktie kann vermutet werden. Bei einem Wert über eins ist die Schlussfolgerung, dass die Aktie des Unternehmens teuer gehandelt wird und kein entsprechender Buchwert dahintersteht, was das Unternehmen für erst neu einsteigende Investorinnen und Investoren weniger attraktiv macht.
Bei all diesen Überlegungen müssen jedoch auch weitere Umstände beachtet werden, die ein entsprechendes Verhältnis zwischen Buchwert und Aktienkurs rechtfertigen können, etwa die Entwicklung der Reputation des Unternehmens.
Der steuerliche Buchwert – Definition
Steuerrechtlich ist wichtig zu wissen, dass alle Aktiva und Passiva am Bilanzstichtag mit ihrem Buchwert erfasst werden. In weiterer Folge sind die Bewertungsvorschriften zu beachten. Konkret heißt das, dass etwa die Abschreibungen und Zuschreibungen berücksichtigt werden müssen.
So soll sichergestellt werden, dass die bilanzierten Werte möglichst realitätsgetreu sind. Da es zur Realität hin trotzdem Abweichungen gibt, entstehen entsprechende stille Reserven, auf die noch näher eingegangen wird.
Rechtliche Grundlagen
Aus juristischer Sicht sind die Bewertungsgrundsätze zu beachten, die im §6 des Einkommenssteuergesetzes ersichtlich sind, aber auch die Berechnungen der Zu- und Abschreibungen laut Handelsgesetzbuch und EStG. Eine gesetzliche Definition für den Buchwert besteht grundsätzlich derzeit nicht.
Das Verhältnis von Aktienkurs und Buchwert
Die Relation des Aktienkurses zum Buchwert des Unternehmens ist ein beliebter Messwert, der einfach zu berechnen ist und eine schnelle Aussage über das Potential der Aktie geben soll.
Relevanz beim Aktienhandel
Grundsätzlich sind Anlegerinnen und Anleger immer auf der Suche nach unterbewerteten Aktien. Das sind Aktien, deren Kurs im Verhältnis zum eigentlichen Unternehmenswert niedrig ist. Bei diesen Aktien wären zu erwarten, dass der Kurs entsprechend steigt, um dem Unternehmenswert wirklich gerecht zu werden.
Diese gering bewerteten Aktien zu finden ist die die Suche nach der Nadel im Heuhaufen – und sind erst vermeintlich passende Positionen gefunden, so muss geprüft werden, welche Gründe für die vermeintlich niedrige Bewertung vorhanden sind.
Buchwert je Aktie
Grundsätzlich stellt der Buchwert die Summe aller Vermögenswerte dar, wobei es sich dabei um materielle und immaterielle Werte handeln kann. Zur Bewertung werden die immateriellen Werte abgezogen und in Relation zum Marktwert gesetzt. Der Buchwert je Aktie ergibt sich somit in der einfachsten Berechnungsform aus dem Eigenkapital, dividiert durch die Anzahl der Aktien.
Aktien unter Buchwert
Notiert eine Aktie unter dem Buchwert, so ist vor einem Kauf kritisch zu hinterfragen, welche Gründe es dafür geben kann. Das Unternehmen könnte beispielsweise unter einer Image-Krise leiden oder in einer Branche tätig sein, deren Aussichten negativ sind. Ebenso denkbar ist, dass es große Risiken oder Verbindlichkeiten gibt, die noch nicht berücksichtigt wurden und im Buchwert somit noch keinen Einfluss haben. Es könnte also auch sein, dass der tatsächliche Unternehmenswert schon gesunken ist und dieser niedrigere Wert sich auch im Aktienkurs widerspiegelt, obwohl der Buchwert noch höher ist.
Aktien unter Buchwert zu kaufen ist also nicht immer die richtige Entscheidung, denn vielmehr bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung des Unternehmens und dessen Umfeldes, um wirklich eine gute Entscheidungsgrundlage zu haben.
Beispiel
Ein einfaches Beispiel wäre, wenn eine Aktie deutlich unter ihrem Buchwert notiert. Anlegerinnen und Anleger werden auf das Wertpapier aufmerksam und prüfen, woran das überraschende Kursverhältnis liegen kann. Dabei stellt sich heraus, dass das Unternehmen kürzlich in einen Skandal verwickelt war. Der Buchwert ist also zwar vorhanden, doch womöglich kommen Strafzahlungen auf das Unternehmen zu und der Imageverlust droht sich in den nächsten Monaten und Jahren negativ auf die Ertragskraft auszuwirken.
Buchwert berechnen – so wird der Buchwert ermittelt
Der Buchwert kann zu verschiedenen Anlässen berechnet werden, die wir nun einzeln darstellen.
Buchwert bei Aktien berechnen
Bei Aktien ist die einfachste Berechnungsmethode das gesamte Eigenkapital der Aktien durch die Anzahl der Aktien zu dividieren. So wird der Buchwert je Aktie ermittelt.
Buchwert in der Unternehmensbewertung
Etwas umständlicher, aber auch nicht wirklich komplex, wird es, wenn du den Buchwert im Zuge einer Unternehmensbewertung oder den Buchwert der Bilanz berechnen möchtest.
Du gehst von den Anschaffungs- oder Herstellungskosten aus, addierst die Zuschreibungen und subtrahierst die Abschreibungen.
Zu beachten ist, dass die Abschreibungen meist linear berechnet werden, was nicht unbedingt der Realität entsprechen muss. Deshalb liegen Zeitwert und Buchwert teils weit auseinander, außer die Abschreibungen sind tatsächlich korrekt angesetzt.
Für die Unternehmensbewertung stellt der Buchwert gewissermaßen den harten Kern des Unternehmens dar. Dieser Wert wird um Verbindlichkeiten vermindert. Damit allein ist jedoch noch keine Bewertung erstellt, es handelt sich nur um einen ersten, groben Einblick. Alternativ dazu kann auch der Substanzwert betrachtet werden – das ist jener Betrag, den das Unternehmen erzielen würde, wenn es all seine Assets verkaufen würde.
Buchwert von Auto oder Immobilie berechnen
Gerade bei Fahrzeugen ist bekannt, dass der Wertverlust im ersten Jahr besonders hoch ist. Die Abschreibung würde linear erfolgen, was nicht den Tatsachen entspricht. Um den realen Wert des Autos zu ermitteln, sollte also vom Zeitwert ausgegangen werden und nicht vom Buchwert, der nach dem Autokauf erstmal zu hoch angesetzt sein wird. Umgekehrt verhält es sich bei lang genutzten Autos.
Diese haben durch die Abschreibungen de facto keinen Buchwert mehr – könnten aber wohl noch zumindest für kleines Geld, also über dem Buchwert, verkauft werden. Ist das der Fall, so hat sich hier eine stille Reserve entwickelt, die nun realisiert wird, wobei dieser Gewinn selbstverständlich auch versteuert werden muss.
Bei einer Immobilie ist die Situation ebenso interessant. Die Herstellungskosten, wenn etwa ein Haus gebaut wird, sind leicht zu ermitteln. Doch wenn es über Jahre hinweg dazu kommt, dass eine Region aufgewertet wird, so steigt auch der eigentliche Wert des Gebäudes. Der Buchwert ist somit eigentlich zu niedrig angesetzt – der Verkaufserlös wäre höher, es liegt eine stille Reserve vor.
Buchgewinn und Buchverlust
Durch die Abweichung des Buchwertes vom tatsächlichen Wert entstehen Buchgewinne und Buchverluste, wenn ein Wirtschaftsgut veräußert wird. Jeder Buchgewinn ist zu versteuern. Die Ermittlung des Buchgewinnes oder Buchverlustes ist denkbar einfach.
Nehmen wir als Beispiel etwa ein Auto, das für 30.000 Euro gekauft wurde.
Die Nutzungsdauer liegt bei fünf Jahren, die jährliche Abschreibung beträgt also 6.000 Euro. Das Auto wird schon nach einem Jahr für 20.000 Euro verkauft. Der Verkauf erfolgt somit unter dem Buchwert, es ergibt sich ein Buchverlust.
Die Rolle des Buchwertes in der Unternehmensbewertung
In der Unternehmensbewertung wird versucht ein möglichst transparentes, korrektes Bild des tatsächlichen Wertes des Unternehmens zu ermitteln. Dabei zeigt sich rasch, dass die Buchwerte für diese Berechnung nicht immer geeignet sein müssen. Verschiedene Unternehmenswerte können in der Realität deutlich anders liegen, als ihre Buchwerte. Seien es Fahrzeuge, deren Wert schon geringer ist als erfasst oder Grundstücke, deren Wert über Jahre gestiegen ist. Auch Markenrechte können entsprechend unter- oder überwertet sein.
Aus Sicht von Investorinnen und Investoren sind jene Unternehmen am attraktivsten, die sich in einem guten Umfeld befinden, positive Ergebnisse liefern und trotzdem noch ein gutes Verhältnis zwischen Buchwert und Aktienkurs vorweisen können. Der Buchwert ist für die Unternehmensbewertung somit ein wichtiger Aspekt, er darf aber gleichzeitig nie als einzelner Wert isoliert betrachtet werden, denn in diesem Fall könnten Anlegerinnen und Anleger schnell auf eine falsche Fährte geraten.
Begriffsabgrenzung Buchwert
Der Buchwert entspricht, wie wir anhand des Beispiels von Auto und Immobilie bereits gesehen haben, nicht immer dem Zeitwert eines Gutes. Der Zeitwert kann in der Realität deutlich höher, aber auch niedriger liegen, als es der Buchwert vermuten lässt.
Der Unterschied zwischen Buchwert und Zeitwert
Der Buchwert ist eine berechenbare, statische Größe, die anhand fixer Faktoren ermittelt wird. Der Zeitwert hingegen spiegelt die reale, tagesaktuelle Werthaltigkeit wider. Er zeigt also auch, wie sich der Wert eines Gutes tatsächlich entwickelt hat und wo dieser heute real, am freien Markt, steht.
Zeitwert – Berechnung
Der Zeitwert kann somit berechnet werden, indem die Anschaffungs- oder Herstellungskosten herangezogen werden, Abschreibungen und Zuschreibungen berücksichtigt werden und anschließend eine entsprechende Wertkorrektur durchgeführt wird, die die tatsächliche Marktsituation zeigen soll.
Die Begriffe des Verkehrswertes und Marktwertes werden üblicherweise synonym verwendet.
Buchwert und stille Reserven
Wir haben nun gesehen, dass der Buchwert bei verschiedenen Vermögenswerten deutlich geringer sein kann als der reale Verkehrswert. Diese Tatsache ist Unternehmen meist auch völlig bewusst. Es kann sich dabei um materielle Dinge handeln, die eine Wertsteigerung erfahren haben, etwa Immobilien, oder auch um immaterielle Gegenstände, deren Wert gestiegen ist, etwa eine Marke.
Werden diese Güter jedoch nicht verkauft, so ergibt sich auch kein Buchgewinn. Stattdessen spricht man bei nicht realisierten Buchgewinnen von stillen Reserven, die im Unternehmen vorhanden sind. Würde das Unternehmen etwa Kapitalbedarf haben, so könnte eine Wohnung, deren Buchwert im Anlagevermögen gering ist obwohl sich die Marksituation geändert hat, diese Immobilie teuer verkaufen. Durch diesen Vorgang würde der bisher als stille Reserve betrachtete Wert realisiert, es käme zu einem Buchgewinn.
Buchwerte und die enge Verknüpfung zur Abschreibung
Die Abschreibung ist in der Berechnung die maßgebliche Größe und hat dementsprechenden Einfluss auf das Ergebnis, wenn der Buchwert ermittelt wird. Die Höhe der Abschreibungen ist durch die Vorgabe der Nutzungsdauer praktisch nicht beeinflussbar.
Ist der Zeitwert höher als der Buchwert, so sollte der Vermögensgegenstand in der Bilanz belassen werden, sofern er nicht veräußert werden muss, da ansonsten der entsprechende Buchgewinn anfallen würde, was eine entsprechende steuerliche Belastung mit sich bringt.
Buchwert – Fazit
Der Buchwert ist in vielerlei Hinsicht ein spannender Wert, dessen Aussagekraft leider immer nur relativ ist. Je nach dem in welchem Zusammenhang man sich mit dem Buchwert beschäftigt, müssen auch andere Parameter herangezogen werden. Seien es sonstige äußere Umstände bei der Unternehmensbewertung oder andere Faktoren, die vor dem Kauf einer Aktie berücksichtigt werden sollten.
Der tatsächliche Zeitwert kann dem Buchwert entsprechen, er kann jedoch auch in ganz anderen Sphären liegen. Unternehmen bilden auf diese Weise stille Rücklagen, die bei einem Verkauf des Gegenstandes aufgedeckt werden und so zu Buchgewinnen werden, die versteuert werden müssen.