Deutschland deine Unicorns
Du kennst vielleicht die hübschen mythologischen weißen Pferde mit dem Horn auf der Stirn – die Einhörner. Vielleicht halten sich sogar einige in Deutschland versteckt, aber leider handelt es sich in diesem Betrag nicht um diese Sagentiere. Stattdessen geht es um Finanzgiganten, die ebenfalls als Unicorns (Einhörner) bezeichnet werden. Weil sie so selten sind. Zumindest waren sie das. Aber die Herde wird stetig größer. Immer mehr Start-ups schaffen es, zum Unicorn zu mutieren. Und auch du kannst eines davon werden. Wie? Das zeigt dir der Artikel.
Definition: Was sind Unicorns?
Ein Unicorn ist ein Start-up-Unternehmen, das einen Marktwert von über einer Milliarde US-Dollar hat. Diese Bewertung findet entweder statt, bevor das Unternehmen an die Börse geht oder bevor es sich von seinen Kapitalgebern trennt (Exit). Den Begriff gibt es seit 2013, als er von Aileen Lee, der Gründerin von „Cowboy Ventures“ in ihrem Artikel „Welcome to the Unicorn Club: Learning from Billion-Dollar Startups“ erstmals verwendet wurde.
Welche deutschen Unicorns gibt es?
Auch wenn die Unicorns eher in Amerika vertreten sind, findest du auch in den heimischen Gefilden einige von ihnen – hauptsächlich in Berlin und München.
Einige Beispiele in alphabetischer Reihenfolge sind:
About You
Homepage: https://www.aboutyou.de
Gründungsjahr: 2013, als Tochterunternehmen der Otto-Group
Branche: E-Commerce. Das Unternehmen vertreibt online Produkte im Bereich Mode und Technik. Darunter sind über 1000 Marken mit über 200.000 Produkten.
Standort: Hamburg, Hamburg
Auto1 Group
Homepage: https://www.auto1.com/de/
Gründungsjahr: 2012
Branche: Automobilhändler mit mehreren Plattformen, darunter wirkaufendeinauto.de, AUTO1.com, Autohero. Das Unternehmen kauft und verkauft online geprüfte Gebrauchtwagen und ist nach eigenem Bekunden Deutschlands größter Gebrauchtwagenhändler.
Standort: Berlin, Berlin
Biontech
Homepage: https://biontech.de/de/
Gründungsjahr: 2008
Branche: Medizin. Das Unternehmen erforscht und entwickelt Immuntherapien zur Behandlung verschiedener Krankheiten, allen voran Krebs.
Standort: Mainz, Rheinland-Pfalz
celonis
Homepage: https://www.celonis.com/de
Gründungsjahr: 2011
Branche: IT, Prozessermittlung und Beratung. Das Unternehmen ist seit 2018 ein Unicorn.
Standort: München, Bayern
Check24
Homepage: https://www.check24.de/
Gründungsjahr: 1999
Branche: Online-Unternehmen. Es handelt sich um ein Vergleichsportal, das die Angebote verschiedener Branchen miteinander vergleicht. Dazu gehören die Bereiche Versicherungen, Telekommunikation, Reisen, Finanzen, Shopping und Energie. Das Unternehmen tritt sowohl als Makler als auch als Versicherungsvertreter auf.
Standort: München, Bayern
CureVac
Homepage: https://www.curevac.com/de/
Gründungsjahr: 2015
Branche: Medizin. Das Unternehmen entwickelt verschiedene Therapiemöglichkeiten unter Verwendung spezieller Enzyme (mRNA).
Standort: Tübingen, Baden-Württemberg
Delivery Hero
Homepage: https://www.deliveryhero.com/
Gründungsjahr: 2011
Branche: E-Commerce. Das Unternehmen bietet ein globales Netzwerk, über das der Kunde Essen bestellen kann. Am Firmensitz in Berlin befinden sich auch die Tochtergesellschaften Lieferheld und Foodora sowie pizza.de
Standort: Berlin, Berlin
Flixbus
Homepage: https://www.flixbus.de/
Gründungsjahr: 2013
Branche: Fernbusunternehmen. Das Unternehmen bietet auf bestimmten europäischen Strecken günstig Busreisen an, seit 2018 sind mit Flixtrain auch Bahnreisen möglich.
Standort: München, Bayern
Global Fashion Group
Homepage: https://global-fashion-group.com/
Gründungsjahr: 2011
Branche: Mode. Das schwedisch-deutsche Unternehmen vertreibt online Mode in verschiedene Schwellenländer, darunter auch Russland und Brasilien.
Standort: Berlin, Berlin
HelloFresh
Homepage: https://www.hellofresh.de/
Gründungsjahr: 2011
Branche: Das Unternehmen bietet zur Online-Vorbestellung sogenannte Kochboxen an, in denen der Verbraucher alle frischen Produkte für sein Wunschgericht samt Rezept findet. Die Lieferungen sind als Abo erhältlich.
Standort: Berlin, Berlin
N26
Homepage: https://n26.com/de-de
Gründungsjahr: 2013
Branche: Direktbank. Seit 2016 im Besitz einer Vollbanklizenz und jetzt auch mit Investmentprodukten vertreten. Seit 2019 ist die Bank das am höchsten bewertete deutsche Start-up-Unternehmen mit derzeit 2,3 Milliarden Euro.
Standort: Berlin, Berlin
Otto Bock Health-Care
Homepage: https://www.ottobock.de/
Gründungsjahr: Existiert seit 1919.
Branche: Orthopädische Industrie. Das Unternehmen produziert seit 100 Jahren orthopädische Produkte und Prothesen.
Standort: Duderstadt, Niedersachsen
Scout24
Homepage: https://www.scout24.com
Gründungsjahr: 1998
Branche: Online-Marketing. Das Unternehmen ist Anbieter verschiedener Online-Marktplätze und diverser Branchen. Die Angebote sind nicht nur auf Deutschland bezogen, sondern europaweit verfügbar. Zu den bekanntesten und auch größten Plattformen gehören AutoScout24 sowie Immobilienscout24.
Standort: München, Bayern
trivago
Homepage: https://www.trivago.at/
Gründungsjahr: 2005
Branche: Reisebranche. Das Unternehmen bietet ein Vergleichsportal an, das mittels einer Meta-Suchmaschine den Vergleich verschiedener Unterkünfte wie Hotels oder Bed&Breakfasts ermöglicht. Über das Portal lassen sich die Unterkünfte dann direkt buchen.
Standort: Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
Zalando
Homepage: https://corporate.zalando.com/de
Gründungsjahr: 2008
Branche: Online-Plattform für Mode. Das Unternehmen bietet eigene Marken, aber auch internationale Fremdmarken an. Dazu gehören nicht nur Schuhe, sondern auch Textilien.
Standort: Berlin, Berlin
Wo sind die meisten deutschen Unicorns angesiedelt?
Dass Deutschland momentan mit seiner bescheidenen Anzahl an Unicorns noch hinter den Vereinigten Staaten liegt, ist bekannt. Aber warum befindet sich die Mehrzahl der deutschen Einhörner ausgerechnet in Berlin oder München?
Eine Studie von 2018, die die Startup- und Kapitalszene Deutschlands, Österreichs und der Schweiz beleuchtete, kam zu dem Resultat, dass Berlin der europäische Hotspot der Startup-Unternehmen ist. Zudem ziehen diese Hotspots – allen voran Berlin – besonders viele ausländische Investoren an, die das von den Startups dringend benötigte Kapital liefern.
Die meisten Unicorns sind eindeutig in der Technik- und IT-Branche zu finden, da die sozialen Medien und elektronische Errungenschaften wie die beliebten Clouds viele Möglichkeiten für die Unternehmen bieten und eine Vielzahl Kunden anlockt. Gerade in Berlin scheinen sich die meisten kreativen Erfinder in diesen Bereichen zu tummeln. Daher treffen in den Großstädten auf besonders geeignete Weise Expertenwissen, Geldgeber und Neugründungen zusammen. Wie die Seite deutsche-startups.de erwähnt, wird gerade in Berlin alle 20 Minuten ein neues Unternehmen gegründet.
Warum gibt es in Amerika mehr Unicorns als in Deutschland?
- In den Vereinigten Staaten herrscht eine andere Gründerkultur als in Deutschland. Die Konzerne und Vereinigungen, die dort bestehen, haben viele kreative Mitarbeiter, die überdurchschnittlich gut bezahlt werden. Gerade der Hauptsitz der Großfirmen im Silicon Valley kann seinen Softwarespezialisten und Ideenentwicklern ein gutes Geld bezahlen und entsprechende Profis mit ins Boot holen. Firmen wie Uber, Airbnb, Pinterest oder WeWork sind dort angesiedelt.
- In Deutschland wird die Work-Life-Balance besonders betont. Oft sind die Büros um 17 Uhr menschenleer, während im Silicon Valley die Mitarbeiter gegen Mitternacht eine kurze Pause einlegen.
- Der deutsche Nachwuchs hat keine Gründervorbilder wie die amerikanischen Studenten. Dort weiß jedes Kind, wer Mark Zuckerberg oder Steve Jobs ist, hier zählen diese Personen nicht zu den Lieblingspromis. Stattdessen kennt jeder Justin Bieber & Kim Kardashian. Wem sollten aufstrebende Start-ups also nacheifern wollen?
- Große amerikanische und chinesische Konzerne expandieren – aber nur selten in Europa. Und mit den bescheidenen europäischen Geldgebern können die deutschen Start-ups sich nur wesentlich bescheidener und langsamer entwickeln als Anfänger mit großem Startkapital.
- Deutsche potenzielle Kapitalgeber sind viel zurückhaltender und risikobewusster als ihre amerikanischen Pendants. Und was ist das Ende vom Lied? Die deutschen Start-ups gehen mit ihren Ideen nach Amerika – und beginnen somit ihre Einhornlaufbahn im Ausland.
Auch die Amerikaner selbst bemerken, dass Europa hinterherhinkt und vergleichen die aus ihrer Sicht Erfolg versprechenden – aber noch weit zurückliegenden – Start-ups wie Spotify (Schweden) und Zalando (Deutschland) mit Giganten wie Alibaba und Facebook. Auch die Wirtschaftsexperten in den USA sehen einen Grund dafür in der relativ bescheidenen Finanzierung, die sich für europäische Unternehmen im eigenen Land anbietet.
Was die Profis sagen
Profis wie Maria Scott von Taina Technology sehen nicht nur das Risikokapital als problematisch an, sondern auch den kulturellen Unterschied. Im Silicon Valley findet eine umfangreichere Unterstützung der Start-ups durch die „alten Hasen“ statt, als es bei uns der Fall ist.
Manish Madhvani, Mitbegründer und Managing Partner von GP Bullhound, geht noch einen Schritt weiter und stellt die Frage in den Raum, ob Europa überhaupt einen Technik-Titanen will? Da Facebook und Google zu mächtigen Überwachungsgiganten geworden sind, deren Arbeit nicht konform ist mit den strengen Datenschutzgesetzen der EU, will Europa solche Problemfälle nicht auch noch unterstützen. Bleibt also mehr Raum für den amerikanischen Wettbewerb, der sich auf solche Mega-Unicorns stürzt.
Wie wird man zum Unicorn?
Für viele Firmengründer bleibt es nur ein Wunschtraum, einmal eines der Unicorns am Markt zu werden. Doch die Chancen für Start-ups dieses Ziel zu erreichen, sind mit der Zeit immer besser geworden. Oft wissen die Käufer der Produkte nicht einmal, dass sie bei einem echten Einhorn kaufen, denn mittlerweile gibt es weltweit viele von ihnen. Die meisten findet man in USA, China, Indien, England, Deutschland und Südkorea.
Im Internet gibt es sogar eine Liste der Mitglieder des Global Unicorn Clubs. Wenn du selbst ein Unicorn werden willst, dann findest du im Internet einige Tipps von den Einhörnern, die es bereits geschafft haben.
Bereits beim Aufbau deiner Firma musst du auf Folgendes achten:
1. Die Vision
Du brauchst von Anfang an eine gute Vision und ein erfolgreiches, gewinnorientiertes Geschäftsmodell. Setze alles daran, diese Vision umzusetzen! Setze dir die Prioritäten, die dein Unternehmen voranbringen. Welche Aufgaben und Werte soll es haben? Wie soll deine Unternehmenskultur aussehen? Welche Zielgruppe willst du erreichen? Mit einer brillanten Idee und einer detaillierten Benchmarking-Analyse legst du den richtigen Start hin.
2. Das Produkt
Du brauchst das richtige Produkt, das weltweit alle Menschen haben wollen und auch kaufen werden. Gute Ideen hat jeder. Life Hacks, neue Software, bessere Computer … es gibt immer eine Idee, die bereits da war und die man besser machen kann. Daher brauchst du eine Idee, die wesentlich besser ist. Vor allem eine Idee beziehungsweise ein Produkt, das es noch gar nicht gibt, das aber am Markt eine riesige Nachfrage erzeugen wird.
Die meisten neuen Firmen scheitern mit ihren Produkten nämlich daran, dass einfach kein Bedarf besteht. Das Produkt muss also völlig neu sein, einen weltweiten Markt befriedigen, von Experten entwickelt und getestet sein und du musst es außerdem problemlos in Serie herstellen können, um laufend in großen Mengen lieferfähig zu sein. Dasselbe gilt natürlich auch für Dienstleistungen, die permanent zur Verfügung gestellt werden müssen.
3. Die Finanzierung
Du brauchst eine gute Finanzierung. Auch wenn deine Idee alles bisher da gewesene in den Schatten stellt – ohne Geld wird es schwierig, deinen Plan umzusetzen. Zum Glück gibt es Investoren, die ihr Geld gerne in vielversprechende Start-ups stecken. Also musst du zunächst unter Beweis stellen, dass dein Konzept funktioniert. Mit allen notwendigen Unterlagen und einem guten Businessplan suchst du dir dann einen potenten Investor, den du mit deiner Firma überzeugst.
Wenn das Unternehmen anläuft und du genügend Geld zur Verfügung hast, bedeutet das aber nicht, dass du dich zurücklehnen kannst. Du musst nach wie vor an deiner Idee arbeiten. Verbessere sie! Weite sie aus! Andere werden nachziehen und versuchen, dich nachzuahmen und zu überholen. Du musst am Ball bleiben, um deine Position zu behaupten. Konzentriere dich auf deine Hauptkundengruppe und darauf, was sie wollen und brauchen. Dabei werden dir auch Fehler unterlaufen. Lerne daraus. Optimiere deine Prozesse, verbessere dein Produkt und überzeuge den Kunden davon, dass du der Beste bist. Das erfordert deinen unermüdlichen Einsatz. Und am Ende – bist du tatsächlich ein Mitglied der Einhornherde!
Welche deutschen Unternehmen sind kurz davor ein Unicorn zu werden?
Wie das Handelsblatt Ende 2018 berichtete, stehen 10 bekannte Firmen kurz davor, die nächsten Unicorns zu werden. Dazu gehören:
- Sumup: Bargeldlos bezahlen mit Kartenlesegerät
- Lilium: Arbeitet an Flugtaxis
- Tado: Entwickelt vernetzte Thermostaten und hat bereits mehrere Investoren, darunter Eon und Amazon – denn die zugehörige App lässt sich auch über Amazons Alexa steuern
- Research Gate: Wissenschaftler-Netzwerk
- Infarm: Eine deutsch-israelische Firma, die künftig Gemüse direkt in den Supermärkten anbauen will
- EGym: Das digitale Fitnessstudio, das die Geräte vernetzt und den Nutzer trainiert
- Get your Guide: Reiseführer und Dienstleistungen von lokalen Anbietern, die im Internet nicht zu finden sind, werden hier angeboten
- Ada: Krankheitsdiagnostik per App
- Sonnen: Hat die einstige Belegschaft von Elon Musk übernommen und produziert Batterien für Photovoltaikanlagen
- Smava: Von Privatkrediten an Einzelpersonen zu einem großen Kreditunternehmen gewachsen
Fazit
Mit einer brillanten Idee, genügend Ausdauer und der Unterstützung eines potenten Geldgebers ist es heute viel wahrscheinlicher, dass du als Newcomer mit deinem Start-up zum Einhorn werden kannst als noch vor einigen Jahren. Deine Chancen sind aktuell jedoch im Ausland besser als in Deutschland. Es sei denn, du findest einen ausländischen Geldgeber.