Kfz-Werkstatt eröffnen – Mit diesen Schritten gelingt dir der Weg in die Selbstständigkeit!
Es gibt buchstäblich Tausende von Möglichkeiten, sich selbständig zu machen, doch wenn du mit deinem Gründungsprojekt langfristig erfolgreich sein willst, müssen vor allem zwei Kriterien stimmen. Erstens: Das gewählte Geschäftsmodell muss reale Marktchancen beinhalten. Zweitens: Der Geschäftsgegenstand muss dir liegen. Hast du ein Handwerk erlernt, ist diese Frage im Grunde schon geklärt, besonders in einer so traditionsreichen und populären Sparte wie der des Kfz-Mechanikers. Wenn Motoren dein Ein und Alles sind und du dich in der Automobiltechnik wie zuhause fühlst, ist die Gründung einer eigenen Werkstatt ein naheliegender Gedanke. Doch der Schritt in die Selbständigkeit ist eine wichtige Entscheidung – möglicherweise eine der wichtigsten in deinem Leben. Es gibt eine Menge zu bedenken und zu überprüfen. Dieser Ratgeber soll dir auf dem Weg zu deiner eigenen Kfz-Werkstatt Hilfe und Unterstützung liefern.
Die Voraussetzungen prüfen
Vor der Existenzgründung mit einer eigenen Kfz-Werkstatt gilt es, einige ordnungstechnische Hürden zu überwinden. Möglicherweise geht dir der bürokratische Kram gründlich auf die Nerven, aber die Sache hat auch eine positive Seite: Die strikten Zulassungsvorschriften bedeuten auch Schutz für dich selbst. Mit anderen Worten: Nicht jeder kann einfach eine Kfz-Werkstatt eröffnen und dir damit trotz unzureichender Qualifikation Konkurrenz machen.
Das Wichtigste zuerst: Eine Kfz-Werkstatt unterliegt der Meisterpflicht. Das bedeutet, dass mindestens ein Handwerksmeister in der Werkstatt als fester Mitarbeiter tätig sein muss. Das kannst natürlich du selbst sein, wenn du einen Meisterbrief hast. Aber auch ohne diese Qualifikation kannst du eine Kfz-Werkstatt gründen – in diesem Fall muss ein Meister im Angestelltenverhältnis tätig sein.
Es gibt aber auch Ausnahmen: Werden in der Werkstatt keine sicherheitsrelevanten Teile repariert, ist unter bestimmten Bedingungen auch ein Betrieb ohne Meister denkbar. Allerdings hat ein solche Werkstatt von Anfang an ein Imageproblem. Die Bezeichnung Meisterbetrieb hat in Deutschland nicht nur einen guten Klang, sondern ist auch ein Qualitätsmerkmal, auf das die Mehrzahl der Kunden achtet. Wenn es dir um nachhaltiges Wachstum geht, solltest du nicht darauf verzichten.
Das zweite wichtige Kriterium um deine Werkstatt zu eröffnen: Eine Kfz-Werkstatt unterliegt der Kammerpflicht. Das bedeutet, dass der Betrieb nicht nur eine normale Gewerbeanmeldung benötigt, sondern auch bei der zuständigen Handwerkskammer und der Fachinnung registriert sein muss. Laut den Bestimmungen der Handwerksordnung ist außerdem die Eintragung in die Handwerksrolle zwingend vorgeschrieben.
Professionelle Hilfe nutzen
Ein wichtiger Grundsatz bei der Existenzgründung lautet: nicht am falschen Fleck sparen. Für die Gründung ist eine Menge Geld erforderlich, entweder aus Eigenmitteln, durch Kredite oder beides. Besonders, wenn du bisher noch nie selbständig tätig warst, ist dringend anzuraten, dir für die Gründungsphase und die erste Zeit danach professionelle Hilfe in Form von Unternehmensberatern für Existenzgründer ins Haus zu holen. Top-Kenntnisse in der Kfz-Technik sind eine Sache – unternehmerisches Wissen für einen gesunden Aufbau und die Vermeidung typischer Anfängerfehler eine ganz andere.
Eines sollte dir bewusst sein: Technisches Fachwissen alleine genügt nicht für eine erfolgreiche Existenzgründung. Gerade für junge Gründer gibt es mehrere staatliche Förderprogramme, die dir nicht nur mit billigen Darlehen aushelfen – wie beispielsweise die KfW – sondern dir auch einen zertifizierten Berater zur Seite stellen und gegebenenfalls auch ganz oder teilweise finanzieren. Um hier alle Möglichkeiten für deine Werkstatt auszuloten, solltest du am besten einen Beratungstermin bei deiner Handwerkskammer oder der Industrie– und Handelskammer vereinbaren. Kosten für die Gründungsberatung sind in jedem Fall gut angelegt, wobei der erste Beratungstermin in der Regel kostenlos ist. Auch in puncto Marketing solltest du dich beraten lassen um aussagekräftig auf dich aufmerksam machen zu können.
Der Standort als Dreh– und Angelpunkt
Eines sollte dir von Anfang an klar sein: Mit deiner Entscheidung, eine Kfz-Werkstatt zu eröffnen, trittst du in einen weitgehend gesättigten Markt ein. In Deutschland existieren derzeit knapp unter 40.000 Werkstätten, die sich einen hartnäckigen Wettbewerb um die Autobesitzer liefern. Auch das Auftragsvolumen der Werkstätten ist über die gesamte Branche gesehen seit einiger Zeit rückläufig. Betrachtet man das Segment der kleinen freien Werkstätten isoliert, sieht es schon anders aus: Hier ist sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Sind das Gründe, um zu resignieren und das Vorhaben aufzugeben? Durchaus nicht. Für aktive Unternehmer, die auf Qualität, guten Service und ein tragfähiges Konzept setzen, gibt es unverändert gute Wachstumschancen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Und eine der wichtigsten Voraussetzungen ist der richtige Standort.
Die Standortanalyse sollte in deiner Planung eine zentrale Rolle spielen und mit großer Sorgfalt betrieben werden. Professionell betrieben berücksichtigt sie eine Reihe von Faktoren in den Bereichen Demographie, Verkehrswegeanalyse und Wettbewerbssituation. Da die Suche nach dem richtigen Standort für deine Werkstatt von so immenser Bedeutung ist, könnte es die richtige Entscheidung sein, dir auch dafür professionelle Hilfe zu holen. Im Rahmen der Gründungsberatung solltest du dich in diesem Fall an einen Experten wenden. Das kann dein Gründungsberater selbst sein oder ein Spezialist, den er dir empfiehlt.
Frei oder vertraglich gebunden – eine grundsätzliche Entscheidung
Zu Beginn deiner Überlegungen zum Geschäftsmodell muss diese Frage stehen: Was für eine Werkstatt soll es werden – eine unabhängige zur Betreuung aller Automarken, oder eine Vertragswerkstatt für den Service an einer Marke oder Markengruppe. Beide Varianten haben ihre Vor– und Nachteile. Der wichtigste Vorteil einer freien Werkstatt ist die Unabhängigkeit und Flexibilität. Der Betrieb kann jeden Wagen zur Reparatur oder Wartung annehmen und die Arbeiten so durchführen, wie der Meister es für richtig hält. Auch kann die Werkstatt selbst entscheiden, ob sie für die Reparatur Originalteile des Herstellers verwendet oder Teile aus anderen Quellen. Schließlich ist auch die Gestaltung der Räume, die technische Ausstattung und die Betriebsorganisation alleinige Angelegenheit des Werkstattbetreibers.
Der Nachteil – insbesondere bei einer neu eröffneten Werkstatt – ist der Kampf um die Kunden. Die Aufgabe, die du zu bewältigen hast, ist es, durch die Qualität deiner Arbeit, deinen guten Service, das angenehme Ambiente und die freundliche Bedienung möglichst viele Kunden von anderen Werkstätten an dich heranzuziehen. Mit anderen Worten: Du musst dir deinen Markt erst noch erobern. Übernimmst du eine bereits laufende Werkstatt, ist diese Aufgabe etwas leichter – wenn die Werkstatt zuvor erfolgreich war. Bist du auf diesem Weg erfolgreich, kann aus dem Nachteil schnell ein Vorteil werden, denn freie Werkstätten haben in der Regel einen höheren Kundenbestand als Vertragswerkstätten.
Die Übernahme einer Vertragswerkstatt hat im Grunde nur einen wesentlichen Vorteil, aber der hat es in sich: Die Kunden kommen praktisch von selbst. So lange das Fabrikat oder die Markengruppe am Markt erfolgreich ist, wird es dir an Kunden nicht fehlen, denn die meisten wissen, dass die Pflege nach Scheckheft in der Vertragswerkstatt den höchsten Wiederverkaufswert des Wagens sichert. Die Vertragswerkstatt ist also die richtige Entscheidung für sicherheitsbewusste Gründer. Nachteilig wirkt sich das strikte Regelwerk der Hersteller aus, dem du als Betreiber einer Vertragswerkstatt unterworfen bist. Du musst die technische Ausstattung einsetzen, die der Hersteller vorschreibt. Du musst die Reparaturabläufe gemäß Herstellervorgaben durchführen.
Du musst Qualitätsstandards einhalten, die der Hersteller entwickelt hat. Auch die Mitarbeiterschulung läuft in der Regel nach Vorgaben des Herstellers ab. Selbst die Gestaltung der Räumlichkeiten bis hin zum Fabrikat der Kaffeemaschine ist vielfach an Vorgaben des Herstellers gebunden. Und selbstverständlich darfst du nur Originalteile des Herstellers verwenden. Wenn dich diese regulativen Einschränkungen nicht weiter stören, bist du allerdings mit einer Vertragswerkstatt gut beraten, denn schließlich nutzt du auch das immense Know-how des Herstellers, der deinen Erfolg ebenso möchte wie du selbst.
Eine dritte Variante ist die Übernahme einer Franchise-Lizenz über ein bewährtes Werkstattkonzept. Solche Werkstätten sind in der Regel nicht an bestimmte Fabrikate gebunden, doch unterliegen die Franchisenehmer in diesem Fall bis zu einem gewissen Grad den unternehmerischen Vorgaben des Franchisegebers. Obwohl die Lizenznehmer im Grunde eigenständige Unternehmer sind, die in eigener Verantwortung handeln, gibt es bei vielen Franchisesystemen dennoch strikte Vorgaben zu technischer Ausstattung, Gestaltung der Räumlichkeiten und dem Werbekonzept.
Auch musst du in diesem Fall neben der einmaligen Lizenzgebühr die regelmäßigen, umsatzabhängigen Leasingtantiemen in deine Kalkulation mit einbeziehen. Allerdings kannst du auch hier die Erfahrung des Franchisegebers, seinen Bekanntheitsgrad und seine Möglichkeiten bei der Kundengewinnung nutzen. Dennoch ist Vorsicht geboten: Nicht jedes Franchisesystem hält, was es verspricht. So mancher Franchisegeber behandelt seine Lizenznehmer alles andere als fair. Daher lautet der Tipp: vor dem Abschluss eines Franchisevertrags mit mehreren Franchisenehmern über ihre Erfahrungen sprechen.
Den Leistungsumfang festlegen
Bei der Festlegung des Geschäftsmodells taucht spätestens an diesem Punkt der Planung die Frage auf, welches Leistungsspektrum die Kfz-Werkstatt abdecken soll. Die Beantwortung dieser Frage kann von verschiedenen Kriterien abhängen:
Zielgruppenorientierung: Welche Leistungen im Angebotsspektrum enthalten sein sollen, kann von den örtlichen Gegebenheiten am Standort der Werkstatt abhängen. Gibt es Vertragswerkstätten im Einzugsbereich? Sind Filialen von Franchisesystemen in der Nähe? Ist das Einzugsgebiet beim Werkstattangebot eher unterversorgt? Je nach Situation können unterschiedliche Entscheidungen zum Erfolg führen. Sind Vertragswerkstätten in der Nähe, kann eine Spezialisierung auf Unfallschäden mit Spenglerei und Lackiererei die richtige Antwort sein, da die anderen Aufgaben bei einigen Marken durch die Vertragsbetriebe abgedeckt werden und die Kundenbasis damit eingeschränkt ist. Bei Karosserieschäden entscheiden sich auch die Kunden von Vertragswerkstätten gerne für unabhängig Betriebe, da sie diese Arbeiten oft erheblich preisgünstiger anbieten.
Auch die Nähe von Franchisebetrieben für allgemeine Reparaturen könnte eine Spezialisierung sinnvoll machen – wenn die Standortanalyse hier nicht ohnehin schon rotes Licht gegeben hat. In solchen Fällen könnte ein Spartenangebot die richtige Antwort sein, beispielsweise die Reparatur von Glasschäden. Die Unterversorgung ist natürlich die Idealsituation für deine neue Kfz-Werkstatt. In diesem Fall empfiehlt sich eine unabhängige Werkstatt für das komplette Leistungsangebot, von der Wartung bis zur Reparatur der Autos.
Standortorientierung: Ging es bei der Zielgruppenorientierung um die vor Ort bestehende Wettbewerbssituation und der sich daraus ergebenden Zielgruppe für deine Werkstatt, dreht es sich bei der Standortorientierung um die demographischen Verhältnisse in der Gegend, in der die Werkstatt gegründet werden soll. Befindet sich der Standort in der Nähe eines Wohngebiets, in dem die sogenannten Normalbürger leben, kann es sinnvoll sein, eine Werkstatt mit vollem Leistungsspektrum zu betreiben, natürlich unter Berücksichtigung der Gegebenheiten gemäß der Zielgruppenorientierung. Zusätzlich solltest du darauf achten, dass es deiner Zielgruppe leicht fällt, deine neue Werkstatt zu finden.
Liegt die Werkstatt im Einzugsbereich einer privilegierten Wohngegend, in der Luxusfahrzeuge zum alltäglichen Straßenbild gehören, könnte sich eine Vertragswerkstatt für Luxusmarken oder eine freie Werkstatt mit Spezialisierung auf Premiumautos lohnen – komplett mit exklusivem Hol– und Bringdienst und Stretchlimousinenservice. Viele Standorte bieten aussichtsreiche Marktlücken. Es kommt nur darauf an, sie ausfindig zu machen und richtig zu nutzen. Voraussetzung ist allerdings die vorangegangene Standortanalyse, denn manche Standorte sollte man auf jeden Fall meiden.
Finanzierung – der Dreh– und Angelpunkt
Wie der KfW-Gründungsmonitor verlauten lässt, scheitert in Deutschland jedes dritte Gründungsprojekt innerhalb der ersten drei Jahre. Der Löwenanteil hängt trotz eines guten Geschäftsmodells wegen zu dünner Kapitaldecke in den Seilen. Dass der Negativfaktor so hoch ist, liegt unter anderem daran, dass viele Gründer aus der Begeisterung über ihre Geschäftsidee heraus die ehernen Gesetze der Finanzplanung unterschätzen. Die häufigste Redewendung, die man in diesem Zusammenhang zu hören bekommt, lautet: “Das geht schon irgendwie.” Doch das ist ein Trugschluss. Eine ausreichende Kapitalausstattung ist erforderlich, um die Anlaufphase zu überstehen, bis die Kundenbasis groß genug ist, um in die schwarzen Zahlen vorzudringen.
Wenn dir nicht gerade die Erbtante einen Betrag hinterlassen hat, mit dem du die komplette Werkstatt sozusagen aus der Hosentasche bezahlen kannst, wirst du den Weg gehen müssen, den die meisten gehen: den der Kreditaufnahme. Doch Kredite liegen nicht auf der Straße. Wenn du nicht mit einem überzeugenden Konzept und vertretbaren Sicherheiten beim Bankberater auftauchst, hat du keine Chance. Vor allem kommt es auf den Businessplan an, der alle professionellen Kriterien erfüllen muss. Auch das ist ein Gebiet, das du mit einem Gründungsberater angehen solltest, der dich eventuell auch zum Banktermin begleitet.
Auf los geht’s los!
Ist die Bankfinanzierung in trockenen Tüchern, der bürokratische Hürdenlauf abgeschlossen, der aussichtsreiche Standort gefunden und das Geschäftsmodell entwickelt, beginnt die eigentliche Gründungsphase. Wenn du dich einem Gründungsberater anvertraut hast, sind deine Voraussetzungen optimal, denn jetzt kommen wichtige Aufgaben auf dich zu – von der Gestaltung des Werbekonzepts über den Webauftritt bis hin zur Finanzplanung für die ersten drei Jahre. Wenn du deine Planung mit Sorgfalt und Realismus durchgeführt hast, steht deiner Zukunft als erfolgreichem Werkstattbetreiber nichts im Wege.