Gründungsfinanzierung für Selbstständige
Die Gründung eines eigenen Unternehmen ist der Traum vieler Arbeitnehmer. Neben einer soliden Geschäftsidee und einem tragfähigem Plan, ist es im Zuge der Unternehmensgründung von großer Bedeutung, genügend Startkapital aufbringen zu können.
Bei der Existenzgründung sind häufig diverse Investitionen und Ausgaben erforderlich, damit du mit deinem neuen Business erfolgreich starten kannst.
Die Finanzierungsmöglichkeiten im Überblick
Zunächst möchte ich dir einen kurzen Überblick darüber geben, welche Optionen existieren, falls du als Selbstständiger deine Existenzgründung finanzieren möchtest. In erster Linie sind es Städte bzw. Gemeinden, Länder, der Bund sowie spezielle Banken, die sich um die Förderung der Existenzgründung bemühen. Falls du dich aus dem Status der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen möchtest, gibt es auch über die Agentur für Arbeit einige Unterstützungsmöglichkeiten.
Im Detail sind es vor allem die folgenden Möglichkeiten, die du bezüglich einer Gründungsfinanzierung nutzen kannst:
Schon an dieser kurzen Auflistung kannst du erkennen, dass es eine Reihe von Finanzierungsarten und -möglichkeiten für Selbstständige gibt, die für eine Existenzgründung zur Verfügung stehen.
Anhand der Grafik siehst du, welche Arten der Finanzierung für Gründer möglich sind:
Finanziere dich selbst
Die Finanzierung eines Unternehmens bei der Gründung kann natürlich vollkommen selbstständig durch Innenfinanzierung gestemmt werden. Durch die Eigenfinanzierung gerätst du als Gründer nicht in eine Schuldenlast, aber gleichzeitig hast du oftmals weniger Kapital zur Hand. Je nach Investitionshöhe, kann jedoch eine solche Form völlig ausreichend sein. Du solltest daher bei der Gründung beachten, wie viele Ausgaben notwendig sind. Ebenso solltest du abwiegen, wie viel Eigenkapital du verfügbar hast.
Die Alternative Fremdfinanzierung
Glücklicherweise gibt es in Deutschland zahlreiche Möglichkeiten, bei denen du eine Gründungsfinanzierung durchführen kannst. In dem Zusammenhang solltest du dich umfassend informieren, denn neben der reinen Finanzierung gibt es die Möglichkeit, Zuschüsse oder besonders günstige Konditionen zu erhalten.
Immerhin jeder zehnte Gründer schafft es heute bereits ohne jegliches Sach- und Finanzkapital sein Unternehmen zu gründen. Wenn Unternehmensgründer auf Finanzmittel zurückgreifen, nutzen 23% externe Finanzierungsmöglichkeiten (Mikro- und Makrofinanzierer), wie die KfW in ihrem Gründungsmonitor 2016 verrät:
Unter Karenzgründern sind Gründer zu verstehen, die weder auf die Beschaffung von Sachmitteln, noch auf externe Finanzmittel angewiesen sind. Die Sachmittelgründer hingegen, behelfen sich mit ihrem eigenen privaten Sachkapital. Beispielsweise ist der Computer für den Digitalen Nomaden privates Sachkapital, das er auch beruflich nutzt. Die Mehrheit der Gründer starten ihre Unternehmung durch Eigenfinanzierung, das heißt, sie verlassen sich auf Ersparnisse oder Geld von Familie und Freunden.
Welche Formen und Arten der Kapitalgeber existieren, will ich dir in diesem Beitrag genauer erläutern.
Einerseits wird die Palette der Gründungsfinanzierung immer größer, auf der anderen Seite haben Gründer immer noch große Befürchtungen in der Beschaffung von Fremdkapital. Typische Probleme sind für die Gründer fehlendes Vertrauen des Kreditgebers und geringe Sicherheiten für die Rückzahlung. Vor einer Fremdfinanzierung sollte dich das aber nicht abschrecken. Laut KfW wurden im Jahr 2015 nur 4% der Gründer ein Bankkredit verweigert.
Förderprogramme der EU und des Bundes
Aktuell gibt es zahlreiche Fördermittel für Existenzgründer, sodass aufgrund der ohnehin niedrigen Zinsen nicht nur eine günstige Gründungsfinanzierung stattfinden kann, sondern du teilweise auch von Zuschüssen profitierst. Allein innerhalb der Europäischen Union und Deutschland existieren derzeit mehr als 2.000 verschiedene Programme, die Zuschüsse und Fördermittel für eine Existenzgründung beinhalten.
Damit du für ein Programm ausgewählt wirst, musst du dich als Unternehmen mit deiner Geschäftsidee und deinem Business Plan bewerben. Je nachdem, welche Art von Unternehmen du gründest, gibt es spezielle Ansprechpartner, die dich unterstützen können und gleichzeitig Anforderungen an dich haben. Um ein geeignetes Programm zu finden, bietet sich die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie an.
Förderprogramme der einzelnen Länder, Städte und Kommunen
Darüber hinaus ist es lohnenswert, dich nach speziellen Förderungen deines Bundeslandes sowie deiner Gemeinde, Stadt oder Kommune zu erkundigen. Oftmals sind es insbesondere Existenzgründer und junge Unternehmen, die von günstigen Konditionen profitieren können und für die sogar spezielle Zuschüsse gewährt werden.
Förderdarlehen – die Programme der KfW-Bank
Während bei Zuschüssen und Förderungen, die ich dir bereits vorgestellt habe, etwas Recherche notwendig ist, gibt es auch eine Reihe von Gründungsfinanzierungen, die du wesentlich leichter ausfindig machen kannst. Dazu gehören insbesondere die Förderdarlehen der KfW-Bank, die zum Teil speziell auf Existenzgründer ausgerichtet sind.
Die KfW ist schon seit vielen Jahren bekannt dafür, bestimmte Personengruppen durch besonders günstige Kredite und teilweise auch Zuschüsse in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Dazu gehören nicht nur Studenten und Bürger, die beispielsweise ein Energiesparhaus bauen möchten. Auch die Förderung von Existenzgründern nimmt bei der KfW-Bank einen höheren Stellenwert ein. Durch einen Online-Produktfinder kann schnell ein passender Kredit gefunden werden.
ERP-Gründerkredit – Startgeld
Mehrere Förderprogramme wurden ganz speziell für Existenzgründer aufgelegt, unter anderem der sogenannte „ERP-Gründerkredit – Startgeld“ sowie das „ERP-Kapital für Gründung“.
Der ERP-Gründerkredit – Startgeld zeichnet sich dadurch aus, dass du bis zu 100.000 Euro an Darlehenssumme erhalten kannst, um dein eigenes Unternehmen einzurichten und in der Folge zu betreiben. Eine erwähnenswerte Besonderheit besteht darin, dass die KfW-Bank von deiner Bank 80 Prozent des existierenden Kreditausfallrisikos übernimmt.
Dies führt dazu, dass deine Hausbank deutlich eher dazu bereit sein wird, dir diesen Kredit zu geben, als wenn du es auf eigene Faust ohne Unterstützung der KfW versuchst. Die Zinsen sind derzeit bei diesem Darlehen sehr günstig und beginnen – je nach Bonität – bereits bei 2,07 Prozent. Den ERP-Gründerkredit kannst du beispielsweise zur Finanzierung der folgenden Maßnahmen nutzen:
- Anschaffung von Anlagen
- Kauf von Computern und/oder einer Büroeinrichtung
- Erwerb von Maschinen
- Investitionen in Grundstücke und Gebäude
ERP-Kapital für Gründung
Auf ganz ähnliche Weise funktioniert ein zweites Förderdarlehen der KfW, nämlich das „ERP-Kapital für Gründung“. Hier kannst du sogar einen Kredit von bis zu 500.000 Euro erhalten, um dein Unternehmen einzurichten und zu betreiben. Der Zinssatz beginnt schon ab extrem günstigen 0,40 Prozent, was natürlich gerade in der Gründungsphase ein großer Vorteil ist.
Unterstützungen von der Agentur für Arbeit
Einige Gründungen erfolgen nicht aus einer bisherigen Tätigkeit als Arbeitnehmer heraus, sondern stattdessen befinden sich die Gründer in einer Phase der Arbeitslosigkeit. In diesem Fall sind es insbesondere zwei Angebote der Agentur für Arbeit, die eine Unterstützung sind und zudem als Gründungsfinanzierungen genutzt werden können. Es handelt sich dabei zum einen um den Gründerzuschuss und zum anderen um das sogenannte Einstiegsgeld.
Gründerzuschuss für die eigene Existenzsicherung
Der Gründerzuschuss existiert mittlerweile seit über zehn Jahren und ist praktisch der Nachfolger der früheren Ich-AG. Die Intention bei Einführung dieser Unterstützung lag vor allem darin, dass bisherige Arbeitslosigkeit mittels einer Existenzgründung durch die Förderung der Arbeitsämter beendet werden kann.
Während es allerdings vor einigen Jahren unter bestimmten Voraussetzungen noch ein Recht auf den Gründerzuschuss gab, handelt es sich mittlerweile um eine Förderung, über die von Fall zu Fall entschieden wird. Aktuell sind es insbesondere die folgenden Voraussetzungen, die du erfüllen können musst, wenn du den Gründerzuschuss erhalten möchtest:
- Anspruch auf Arbeitslosengeld I muss bestehen
- Anspruch muss noch für mindestens 150 Tage gelten
- Tragfähigkeit des Vorhabens muss nachgewiesen werden
- Kenntnisse auf dem Gebiet der Gründung sind nachzuweisen
Der Gründerzuschuss selbst setzt sich aus einer sogenannten Haupt- sowie einer Nebenförderung zusammen. Die Hauptförderung besteht darin, dass du in den ersten sechs Monaten deiner Gründung dein bisheriges Arbeitslosengeld I als Grundförderung weiter erhältst.
Zusätzlich erhältst du einen monatlichen Betrag von 300 Euro, der insbesondere dafür gedacht ist, die Kosten in Form der Sozialausgaben zu decken, wie zum Beispiel deinen Krankenkassenbeitrag. Wie bereits erwähnt, liegt es im pflichtgemäßen Ermessen der Behörde, ob die Hauptförderung bewilligt wird oder nicht. Ist dies der Fall, kann die Förderung anschließend um neun Monate verlängert werden, was als Nebenförderung bezeichnet wird. Die Beurteilung liegt wiederum im Ermessen des Sachbearbeiters, wobei diese Nebenförderung nur noch aus den zuvor erwähnten 300 Euro im Monat besteht.
Mit dem Einstiegsgeld ins Berufsleben
Falls du nicht nur aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen möchtest, sondern aktuell Arbeitslosengeld II (Hartz IV) beziehst, könnte für dich das sogenannte Einstiegsgeld eine gute Unterstützung sein. Der Zweck besteht im Gegensatz zum Gründerzuschuss allerdings nicht in erster Linie darin, die Gründung sowie den Eintritt in die Selbstständigkeit zu fördern. Stattdessen soll es eine Hilfe für Arbeitslosengeld II-Empfänger sein, aus der Langzeitarbeitslosigkeit herauszukommen.
Existenzgründungskredite der Banken
Wenn es um die Gründungsfinanzierung geht, dann gibt es nicht nur Unterstützung von Bund, Ländern, Kommunen, der KfW-Bank und der Agentur für Arbeit, sondern natürlich kannst du auch eine gewöhnliche Finanzierung über die Bank in Anspruch nehmen. Zu diesem Zweck stellen mittlerweile zahlreiche Banken Kredite zur Verfügung, die häufig als Existenzgründungsdarlehen bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um gewöhnliche Bankdarlehen, die sich speziell an Gründer richten.
Welche Bankkonten für Existenzgründer und Selbstständige im Allgemeinen lohnenswert sind, haben wir von sevdesk uns übrigens von einem Experten beantworten lassen.
Folgende Statistik gewährt einen Einblick in die Verteilung der Finanzierungsquellen von mittelständischen Unternehmen. Bankkredite haben dabei den zweitgrößten Anteil:
Um solche Geschäftsdarlehen zu erhalten, musst du natürlich einige Voraussetzungen erfüllen. Die wichtigsten Bedingungen sind:
- Kreditfähigkeit ist vorhanden (Volljährigkeit)
- du besitzt eine ausreichende Bonität
- Geschäftsidee ist tragbar
- du kannst einen umfangreichen Businessplan vorlegen
- kalkulierte Einnahmen- und Überschussrechnung muss vorhanden sein
- Tragbarkeit der Kreditrate ist gewährleistet
- mitunter solltest du auch Sicherheiten stellen können
In manchen Fällen muss es nicht unbedingt ein klassischer Kredit der Bank sein, sondern insbesondere für laufende Wareneinkäufe oder kleinere Investitionen reicht mitunter eine Kreditlinie auf dem Girokonto aus. Die Bank wird in diesem Fall einen sogenannten Kontokorrentkredit einräumen, der ähnlich wie der Dispositionskredit bei Privatkunden funktioniert.
Privatkredite
Crowdfunding, Crowdinvesting oder Crowdlending sind Möglichkeiten, an die du im ersten Moment vielleicht gar nicht gedacht hast. Sie haben gemeinsam, dass es sich um Kredite vom Privatpersonen handelt. Solche Privatdarlehen, die über Kreditportale bzw. Kreditbörsen zur Verfügung gestellt werden, erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Die Konstruktion ist anders als beim klassischen Bankkredit, denn beim Kreditgeber handelt es sich nicht um ein Kreditinstitut, sondern um eine Privatperson.
Auf dem Kreditportal kannst du als Kreditsuchender Projekte eintragen und so eine bestimmte Finanzierungssumme von meistens unterschiedlichen Kapitalgebern einsammeln. In deinem Fall würdest du also beispielsweise ein Projekt veröffentlichen, in dem du kurz erläuterst, dass du dich zum Beispiel als Fotograf selbstständig machen und dein eigenes kleines Unternehmen gründen möchtest. Anschließend musst du lediglich angeben, welche Finanzierungssumme du insgesamt haben möchtest und was deine Vorstellungen bezüglich Zinssatz und Laufzeit sind.
Auf dieses Angebot können sich dann interessierte Kapitalgeber melden, mit denen du anschließend einen normalen Kreditvertrag abschließt. Je nachdem welche Form gewählt wird, also Crowdfunding, Crowdinvesting oder Crowdlending, musst du nicht das gesamte Geld zurückgeben. Beim Crowdfunding erhält der Kreditgeber je nach Höhe der Finanzierung ein Dankeschön in Form von Produktproben, Danksagungen, Cover-Erwähnungen oder andere ausgefallene Dinge. Der Beliebtheit des Crowdfundings ist in den letzen Jahr sehr angestiegen, wie die Grafik von Statista zeigt. Hierauf ist das gesamte eingesammelte Kapital seit dem Jahr 2011 (quartalsweise) zu sehen.
Beim Crowdinvesting und Crowdlending wird das Geld mehr oder weniger nur ausgeliehen und wird vollständig zurückgezahlt.
Die Kreditplattform selbst dient im Prinzip nur der Abwicklung der Kredite, tritt aber nicht als Kapitalgeber auf. Ein Vorteil beim Kredit von Privat kann darin bestehen, dass eine negative Schufa-Auskunft nicht grundsätzlich ein Hindernis sein muss, wie es beim Bankkredit fast immer der Fall ist. Somit kann diese Finanzierungsvariante eine sehr gute Ergänzung oder Alternative zum klassischen Bankdarlehen darstellen.
Fazit zur Gründungsfinanzierung
Existenzgründer müssen in Deutschland zwar zahlreiche Auflagen erfüllen und sich an Regeln halten, aber sie erhalten auch von vielen Seiten Unterstützung. Dies gilt insbesondere für die Gründungsfinanzierungen, bei denen es günstige Kredite, Zuschüsse oder spezielle Sonderkonditionen gibt. Wichtig ist, dass du dich umfassend informierst und die vielen verschiedenen Finanzierungsalternativen und Fördermöglichkeiten im Blick hast.
Der Autor:
Oliver Schoch ist als gelernter Bankkaufmann über 10 Jahre in verschiedenen Bankbereichen tätig gewesen. Seit 2007 ist er als Fachredakteur freiberuflich tätig und hat sich auf die Themen Wirtschaft, Finanzen, Immobilien, Versicherungen und Steuern spezialisiert.